Als ich den Grizzly sah, ging mir die Muffe

Horst Kppel, dass Franz Beckenbauer und Gerd Mller gegen Ende Ihrer Karriere in Nordamerika waren, ist weithin bekannt. Dass Sie Mitte der 70er-Jahre fr die Vancouver Whitecaps gespielt haben, eher weniger. Wie kam es dazu?Horst Kppel: Ich wurde 1976 im Januar am Fugelenk operiert, musste dann lange pausieren. Erst spt in der Saison konnte ich

Horst Köppel, dass Franz Becken­bauer und Gerd Müller gegen Ende Ihrer Kar­riere in Nord­ame­rika waren, ist weithin bekannt. Dass Sie Mitte der 70er-Jahre für die Van­couver White­caps gespielt haben, eher weniger. Wie kam es dazu?
Horst Köppel: Ich wurde 1976 im Januar am Fuß­ge­lenk ope­riert, musste dann lange pau­sieren. Erst spät in der Saison konnte ich wieder spielen. Beim vor­letzten Sai­son­spiel in Offen­bach war Eck­hard Krautzun zu Gast, der damals Trainer bei Van­couver war und in Europa Spieler suchte.

Und der kam dann auf Sie zu?
Horst Köppel: Genau. Er schlug mir vor, nach der langen Pause in Van­couver Spiel­praxis zu sam­meln, bis die Bun­des­liga wieder anfängt. Ich habe dann mit der Borussia gespro­chen – Udo Lattek war Trainer, Helmut Gras­hoff Geschäfts­führer – und die waren ein­ver­standen. Alle hatten was davon: Ich konnte Spiel­praxis sam­meln, Glad­bach hat in der Zeit mein Gehalt gespart und sogar noch eine Leih­ge­bühr bekommen. Anfang Mai bin ich dann rüber nach Kanada.

Ein Kul­tur­schock?
Horst Köppel: Das war schon ganz anders als der Fuß­ball in Europa. Wir haben weniger trai­niert, weil wir dau­ernd auf Reisen war. Alle paar Tage war ein Spiel, der Takt war enger als in der Bun­des­liga. Zu Aus­wärts­spielen ging es immer mit dem Flug­zeug, außer wenn es gegen Seattle ging, dahin war es nicht so weit. Sehr anstren­gend waren auch die dau­ernden Zeit­um­stel­lungen.

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Und sport­lich? War es ein erfolg­rei­cher Sommer?
Horst Köppel: Wir sind in die Play-offs gekommen, dann aber gegen Seattle aus­ge­schieden. Direkt danach bin ich zurück nach Deutsch­land, weil da die Bun­des­liga wieder los ging. Das hat wirk­lich gut gepasst. Denn wenn es sich über­schnitten hätte, hätte ich sowieso zurück gemusst.

Haben Sie auch gegen Pelé gespielt?
Horst Köppel: Leider nicht. Zwei Wochen vor meiner Ankunft ist Van­couver auf Cosmos getroffen – und hat gewonnen. Aber gegen George Best habe ich gespielt, gegen Bobby Moore auch.

Wurde Fuß­ball in Van­couver denn ange­nommen?
Horst Köppel: Auf jeden Fall. Bei uns waren im Schnitt etwa 20.000 Zuschauer, die Spiele waren gut besucht. In der Liga war es sehr unter­schied­lich: Bei Cosmos war das Sta­dion oft voll, San Diego hatte eher ein Lan­des­li­ga­sta­dion, da kamen nur so 4000 Leute. 

War Ihre Familie mit in Kanada?
Horst Köppel: In den sechs Wochen, in denen Som­mer­fe­rien waren, war meine ganze Familie mit drüben. Meine Tochter war damals schon schul­pflichtig. Wenn meine Frau nicht da war, bin ich an freien Tagen oft mit vier Mann­schafts­kol­legen durch die Rockies gezogen. Da haben wir richtig die Natur ken­nen­ge­lernt. Bei einer Tour wollte ich nachts pin­keln, bin aus unserer Jagd­hütte raus – und ganz in der Nähe war ein Grizzly. Da ging mir schon die Muffe.

Im Sommer 1977 haben Sie ihr Kanada-Aben­teuer wie­der­holt. Warum?
Horst Köppel: Es hat mir im Jahr davor ein­fach so gut gefallen. Außerdem hat es mir auch sport­lich viel gebracht, ich kam damals fit aus Kanada zurück und bin gleich gut in die Bun­des­liga gestartet. 1977 musste ich leider aus Van­couver abreisen, obwohl wir noch in den Play-offs waren. Das war ein biss­chen schade.

Klingt trotzdem nach einer tollen Zeit. Haben Sie bis heute Kon­takt nach Kanada?
Horst Köppel: Ja, mit meinem Team­kol­legen Bruce Wilson, der war auch immer dabei, wenn wir in die Wildnis gefahren sind. Er hat mich mehr­mals in Deutsch­land besucht, seine Söhne waren eben­falls schon hier. Ich habe Bruce auch ein paar Mal in Kanada besucht. Da ist wirk­lich eine Freund­schaft ent­standen. 

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